Die Denisova-Höhle (Денисова пещера auch Ayu-Tash) ist eine prähistorische Fundstätte im Altai-Gebirge in Sibirien. Die Höhle ist von großem archäologischen und paläontologischen Interesse. Die in der Höhle gefundenen Knochenfragmente des Denisova-Menschen, manchmal auch als das "X Woman" bezeichnet (in Anspielung auf die mütterlicherseits vererbte mitochondriale DNA), sowie die entdeckten Artefakte konnten auf rund 40.000 Jahre vor heute datiert werden. Die jährliche Durchschnittstemperatur der Höhle liegt bei etwa 0° C, was wohl den guten Erhaltungszustand der archaischen DNA erklärt. Die Höhle befindet sich in einer Region, von der man annimmt, dass sie gleichzeitig von Neandertalern und modernen Menschen besiedelt war.
Die Höhlensedimente enthalten zahlreiche Überreste von Tieren, darunter auch von ausgestorbenen. Überreste von 27 Arten mittelgroßer und großer Säugetiere konnten identifiziert werden, darunter Höhlenhyänen, Höhlenlöwen usw. Zu den 39 kleineren Arten gehören Überreste von kleinen Säugetieren, Reptilien, 50 Vogelarten und anderen Wirbeltieren. Die Pollen in den Sedimenten der Höhle sind für die paläoklimatische Einordnung der Höhle von großer Bedeutung.
Die Höhle ist nach einem Einsiedler namens Dionisij benannt, der im 18. Jahrhundert darin hauste. Die indigenen Völker des Altai nennen sie Ayu-Tash (Bärenfelsen). Der Archäologe Nikolai Ovodov begann im Jahr 1977 mit ersten Ausgrabungen in der Denisova-Höhle und schon die ersten Aushübe deuteten an, welche archäologische Bedeutung die Höhle einmal erlangen würde! Die Arbeiten dauern bis zum heutigen Tag an und werden seit 1982 von der Russischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. Bis heute kamen rund 50.000 Artefakte aus 22 Schichten ans Licht, die von der Zeit des Dionisij bis etwa 125.000 - 180.000 Jahre zurückreichen. Die Datierung der Schichten erfolgte mittels Thermolumineszenz-Datierung, oder, in einigen Fällen, mittels Radiokohlenstoff-Methode von Holzkohle.
In dieser Region gibt es keine andere Höhle mit einer solchen Fülle von archäologischen Funden. Darunter befinden sich Moustérien-Werkzeuge, die mit der Levallois-Technik hergestellt wurden und dem Neandertaler zugeschrieben werden. Neben den Steinwerkzeugen fanden Forscher auch dekorative Objekte, die aus Knochen, Mammutelfenbein, Tierzähnen und Schalen von Straußeneiern gefertigt wurden. Besonders eindrucksvoll sind Teile eines Armbandes aus dunkelgrünen, polierten und durchbohrten Steinen sowie einige Anhänger.
Im Sommer 2008 gruben russische Forscher den Splitter eines menschlichen Fingerknochens aus. Da man davon ausging, dass das unscheinbare Fragment zu einem der Neandertalermenschen gehörte, die hier vor 30.000 bis 48.000 Jahren eine Fülle von Werkzeugen hinterließen, archivierten sie es, um zu einem späteren Zeitpunkt mit der Untersuchung zu beginnen. Nichts an dem Knochensplitter schien außergewöhnlich.
Sein genetisches Material erzählt jedoch eine andere Geschichte. Als Johannes Krause und Kollegen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig DNA aus dem Fossil extrahierten und sequenzierten, fanden sie heraus, dass sie weder mit der DNA eines Neandertalers noch mit der eines modernen Menschen übereinstimmte, die zur selben Zeit in der Nähe lebten. Die genetischen Daten, veröffentlicht am 24. März 2010 in der Fachzeitschrift Nature, zeigen, dass die Knochen zu einer bis dahin unbekannten, ausgestorbenen Spezies Mensch gehören könnten, die schon lange vor unseren bekannten Verwandten aus Afrika migrierten.
Weblink: Denisova Cave – abode of Denisova hominins
Literatur
- Quelle des Höhlenbildes: http://idw-online.de/pages/de/news462484
- Krause, J. et al. 2010. The complete mitochondrial DNA genome of an unknown hominin from southern Siberia Nature Nature 464, 894-897, DOI: 10.1038/nature08976
- Kuzmin, Y. V., & Orlova, L. A. 1998. Radiocarbon chronology of the Siberian Paleolithic. Journal of World Prehistory, 12(1), 1-53.
Koordinaten von fossilized.org